Der Charme von Ärger – Ajahn Jayasaro

Auszug eines Vortrags von Ajahn Jayasaro, ein buddhistscher Mönch der Theravada-Wald-Tradition und Schüler von Ajahn Chah.

Man sagt „wenn Du merkst, dass Ärger in Dir auf steigt, dann umarme ihn, denn er ist nicht gut, weder für Dich noch für andere.“ Das stimmt natürlich doch gibt es am Ärger auch einen gewissen Charme, etwas, dass ihn für uns so attraktiv macht.
Insbesondere dann, wenn Du Dich in einer Position der Machtlosigkeit befindest, scheint Ärger ein besonders begehrenswertes Mittel zu sein.
Das wissen die Machtlosen in unserer Gesellschaft seit Jahrtausenden. Frauen zum Beispiel kämpfen in weiten Teilen der Erde immer noch um Respekt, ihre Meinung wird oft belächelt oder ihre Ansichten einfach komplett ignoriert.
Nun, was tun, wenn Du als Frau gehört werden willst: werde wütend. Denn sobald Du wütend wirst, zornvoll, verärgert und laut, bleiben die Leute stehen und schenken Dir Aufmerksamkeit.
Das ist der Reiz der Wut, den Köder den sie auslegt um Dich für kurze Zeit gut und mächtig fühlen zu lassen. Aber genau das ist ein Drogengeschäft.
Wir wissen, dass Ärger uns nicht gut tut aber sprechen ihm immer noch einen gewissen Mehrwert zu, an dem wir unterbewusst festhalten „weil es funktioniert.“
Man könnte generell sagen, dass ein berauschender Faktor in unheilsamen Handlungen steckt. Ein Haken, der uns daran festhalten lässt, wenngleich wir davon loskommen wollen.
So lange wir also den Haken nicht wirklich erkennen, gleicht die Arbeit an den eigenen Verfehlungen einer Art Tauziehen und sie wird keine Früchte tragen. Wenn Du also an einer Verblendung in Deinem Geist schon seit Jahren arbeitest und es scheint, als würdest Du keine großen Fortschritte machen, liegt das im Grunde daran, dass ein Teil von Dir noch nicht bereit ist vollkommen loszulassen.
Ajahn Jayasaro

Auf der einen Seite ist Ärger nichts als zerstörerisch das wir, zumeist wenn er abgeklungen ist, beim Anblick des Scherbenhaufens glasklar erkennen können. Auf der anderen Seite ist dieser kurze Nutzen, in dem Beispiel die Aufmerksamkeit der anderen, ein Momentum das wir ihm gut schreiben. Und das ist der Haken oder „der Charme“ der uns an den Verblendungen und letztendlich in Samsara festhält